15 Jahre GUC

15 Jahre German University Cairo

12. Dezember 2017

Gemeinsame Erklärung des Deutschen Akademischen Auslandsdiensts und der Universität Ulm und Stuttgart

Am 11.2.2002 wurde das Presidential Decree zur Gründung der German University Cairo  (GUC) unterzeichnet, 2003 wurde die GUC als private Non-for-Profit-Einrichtung offiziell eröffnet. 15 Jahre nach der Gründung haben über 12.000 Studierende diese Hochschule in heute acht Fakultäten mit 72 Studiengängen (davon 32 im Bachelor- und 40 im Postgraduiertenbereich) durchlaufen. 11.812 Studierende haben in dieser Zeit graduiert und 278 Promotionen wurden abgeschlossen. Alle von ihnen haben nach einem deutsch geprägten Curriculum studiert und bei deutschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern Veranstaltungen besucht. Jedes Semester lernen rund 5000 junge Menschen Deutsch. 3564 Studierende haben während ihres Studiums einen Deutschlandaufenthalt absolviert. Viele von ihnen haben in Deutschland weiter studiert und oftmals eine Stelle angetreten. Mit aktuell 10.802 eingeschriebenen Studierenden ist die GUC das größte deutsche Projekt der Transnationalen Bildung weltweit.

In diesen Jahren hat sich die GUC zu einem Modellprojekt in der Region entwickelt, zu einer Hochschule, die für Qualität und Stabilität auch in schwierigen Zeiten bürgt. Es ist beeindruckend zu erleben, wie sich die GUC gerade in den aktuell unruhigen Zeiten und trotz der ägyptischen Wirtschaftskrise als bevorzugtes Ziel einer nach moderner, internationaler Bildung strebenden Mittelschicht Ägyptens etabliert hat. Den über 2.000 Neueinschreibungen zum Studienjahr 2016/17 standen zehn Mal so viele Bewerbungen entgegen. Mit Studiengängen, die konform sind mit den Bologna-Kriterien des europäischen Hochschulraums und die von einer deutschen Agentur akkreditiert wurden, ist die Hochschule eine begehrte Option für die Internationalisierung ägyptischer Bildungs­biographien „zuhause“, zumal ihr Erfolg immer wieder auch international sichtbar wird. Besondere aktuelle Beispiele für diese Sichtbarkeit und Strahlkraft der GUC ist z.B. die Nennung zweier GUC-Absolventen unter den „top achievers“ im Forbes-Ranking und einem Absolventen im DLR-Astronautenprogramm. Neben einer innovativen Lehre und einer zunehmend auch international vernetzten Forschung hat an der GUC immer auch die soziale Dimension eine Rolle gespielt. Der Anspruch, die begabtesten jungen Menschen zu fördern, unabhängig von ihrer jeweiligen finanziellen Situation, hat zur Etablierung eines großen Stipendienprogramms geführt und setzt sich über viele Projekte fort bis hin zur Aufnahme einer Gruppe von Flüchtlingen aus Syrien in Masterprogramme der GUC.

Unter all diesen Gesichtspunkten ist die GUC zu einer wichtigen Brücke zwischen Ägypten und Deutschland geworden. Das 15-jährige Jubiläum ist Anlass zu einer Standortbe­stimmung und Reflexion über zukünftige Perspektiven. Wo sehen sich die beteiligten Akteure in den nächsten zehn Jahren, welche Rolle misst insbesondere die deutsche Seite der GUC in der Zukunft zu und wie will sie sich auch künftig einbringen? Brücken in die arabische Welt werden unter den unterschiedlichsten Gesichtspunkten eher noch wichtiger als bisher. Das gilt auch für die Rolle der GUC. In den letzten Jahren hat sie erheblich zum Reputationsgewinn wie auch zu einer gestiegenen Sichtbarkeit Deutschlands in der Region beigetragen. Durch den vielfältigen Deutschlandbezug der GUC, wie er durch die partnerschaftlichen Beziehungen mit deutschen Hochschulen ebenso zum Ausdruck kommt wie durch die vielen Deutschlandaufenthalte junger Menschen, mit denen sie zu wichtigen Multiplikatoren und Brückenbauern zwischen beiden Ländern werden, sind vielfältige Netzwerke zwischen beiden Ländern entstanden. Ähnliches gilt inzwischen auch für die wissenschaftliche Zusammenarbeit sowie für die Zusammenarbeit mit deutschen Unternehmen für eine anwendungsorientierte Lehre.

Was ist also zu tun, um dieses Projekt weiter auf Erfolgskurs zu halten und noch auszubauen? Ganz wesentlich kommt es auf ein gutes Zusammenspiel aller Stakeholder auf deutscher Seite an. Dazu gehören zuallererst natürlich die engagierten deutschen Hochschulen Ulm, Stuttgart und Tübingen. Ein derartiges Projekt lebt von motivierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die mit ihrem persönlichen Einsatz dieses Projekt vorantreiben. Sie erreichen damit – auf eine im Hinblick auf andere Länder Afrikas und des Nahen Ostens geradezu modellhafte Art und Weise – eine hohe Anzahl talentierter, aufstrebender Nachwuchs-Akademikerinnen und -Akademiker außerhalb Deutschlands, die gleichwohl eine starke Bindung an Deutschland und die deutschen Partnerhochschulen entwickeln und sie als künftige Multiplikatoren auch an zukünftige Studierendengenerationen weitervermitteln werden. Der Vergleich mit der generellen Auslandsmobilität ägyptischer Studierender zeigt, dass GUC-Absolventen sich im Vergleich zu anderen ägyptischen Nachwuchsakademikern weit überproportional häufig für den Studien- und Forschungsstandort Deutschland entscheiden.

Doch bedarf es gerade in so großen Unternehmungen nachdrücklich der Unterstützung der jeweiligen Hochschulleitung, die dieses Projekt zu einer strategischen Aufgabe Ihrer Universität machen. Das betrifft insbesondere die eigenen Kapazitäten für die Kooperation in der Lehre, für die gemeinsame Betreuung von Qualifikationsschriften, gegebenenfalls auch für die Einrichtung von Doppelabschlüssen und ganz allgemein für die Herausbildung einer institutionellen Kompetenz für die Zusammenarbeit mit der arabischen Welt. Dazu zählen aber ebenso politische Stakeholder, zunächst das zuständige Ministerium in Baden-Württemberg wie auch die Bundesministerien – nämlich das Bundesministerium für Bildung und Forschung, aus dessen Mitteln das Projekt gefördert wird sowie das Auswärtige Amt, aus dessen Mitteln Stipendien zur Verfügung gestellt werden und das durch den Deutschen Botschafter im Board of Trustees vertreten ist. Bilaterale Mobilität und der Aufbau innovativer Strukturen der Internationalisierung sind keine Selbstverständlichkeit und können in der Regel weder aus der Substanz noch von den Studierenden selbst finanziert werden. Angesichts der enormen Eigenleistungen der GUC, wie sie etwa am neuen Branch Campus in Berlin mit einer Kapazität von bis zu 1.000 Studierenden eindrucksvoll sichtbar werden, findet die politische Unterstützung in einem Raum gegenseitigen Respekts und Vertrauens statt. Neben der finanziellen Absicherung spielt aber auch eine möglichst belastbare rechtliche Absicherung eine wichtige Rolle. Der DAAD begleitet das Projekt von Anfang an zum einen durch die finanzielle Förderung, die den deutschen Hochschulen zur Verfügung gestellt wird, aber auch durch seine Expertise im Bereich der Transnationalen Bildung. Die GUC ist dabei sowohl Modellfall für als auch Nutznießer von Vernetzungs-Konferenzen, Forschungs­arbeiten oder Handreichungen, wie sie gemeinsam mit internationalen Experten und anderen TNB-Projekten weltweit entwickelt bzw. ausgerichtet werden.

All diese Stakeholder werden auch in Zukunft eine entscheidende Rolle spielen müssen, soll das Projekt den deutschen Ansprüchen gerecht werden. Hierzu zählen wir die Freiheit der Wissenschaften, die enge Verknüpfung von Forschung und Lehre, eine berufsorientierte Aus­­bildung, das Prinzip der Nachhaltigkeit in der Internationalisierung sowie starke partizipa­torische Elemente in der universitären Verfasstheit. Mit Blick auf die Zukunft ist eine noch stär­kere Integration der GUC und ihrer Angebote in das deutsche Wissenschafts­sys­tem wünschenswert, um die Potentiale dieser binationalen Kooperation auch voll aus­zu­schöp­fen und zum Tragen zu bringen. Ähnliches gilt für eine noch umfassendere Ein­bin­dung der Wirtschaft beider Länder (etwa über systematische internship-Programme), die maß­geblich von den hervorragenden Absolven­tinnen und Absolventen profitiert.

Wenn sich all diese Akteure verständigen und ihren Beitrag leisten, wird die GUC auch in Zukunft ein zentraler Brückenbauer zwischen unseren Ländern sein und zur Kooperation zwischen un­se­ren Bildungs-und Wissenschafts­systemen beitragen. Vor allem aber werden viele junge Menschen von diesem Projekt profitieren und dadurch die Entwicklung vorantreiben, wo immer sie dann auch arbeiten mögen.

 

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