50 Jahre Technische Kybernetik

3. Oktober 2022

Eine Erfolgsgeschichte mit langer Geschichte. Und aktuell wie nie. Alumni, Studierende und Verantwortliche haben das 50. Jubiläum des Studiengangs Technische Kybernetik gefeiert.

„Kybernetik.“ Das klingt nach Cyborgs und Cyberspace, nach Science-Fiction und nach Zukunft: eine Zukunft mit langer Geschichte. Seit nunmehr 50 Jahren besteht der Studiengang „Technische Kybernetik“ an der Universität Stuttgart. Er beschäftigt sich mit mathematischer Modellierung, Simulation und Regelung komplexer dynamischer Systeme. In Zeiten, in denen autonome und intelligente Systeme in aller Munde sind, ist er so aktuell wie nie zuvor und zeugt damit von der Vision und Weitsicht seiner Gründer.

Teilnehmende der Jubiläumsfeier 50 Jahre Technische Kybernetik

Am 24. September 2022 feierten Alumni und Studierende gemeinsam mit den Studiengangsverantwortlichen das 50-jährige Jubiläum. Eingeladen vom Alumni-Verein "Kyb-Alumni" und vom Institut für Systemtheorie und Regelungstechnik kehrten mehr als 500 Alumni zurück in den Hörsaal.„Vermutlich ein Weltrekord: die meisten Menschen mit dem Studienabschluss Technische Kybernetik in einem Raum“, wie der Studiendekan der Technischen Kybernetik, Professor Frank Allgöwer, zufrieden feststellte. Musikalisch begleitet von dem eigens dafür gegründeten „CybOrch“ (ausgesprochen Cyborg) Orchester aus Alumni, Mitarbeitenden und Professor*innen, war das erklärte Ziel der Festveranstaltung der gegenseitige Austausch und das Zusammensein der Kybernetiker*innen. Schließlich sind der gute Zusammenhalt zwischen den Studierenden sowie die gute Betreuung durch die Lehrenden seit Jahren ein Aushängeschild dieses Studiengangs.

Auch Thomas Riegraf, Geschäftsführer der Vector Informatik GmbH und selbst Alumni des Studiengangs, betonte diesen Zusammenhalt in seinem Grußwort und lobte die vorbildliche Betreuung durch die Lehrenden. Ihm selbst wurde dadurch schon in den 1980er Jahren ein Auslandsstudium in den USA ermöglicht.  Auch Professor Wolfram Ressel ging in seiner Rede auf diese Bindung ein.„Die zahlreichen anwesenden Alumni sprechen da eine sehr deutliche Sprache“, sagte der Rektor der Universität Stuttgart. Da viele der Ehemaligen inzwischen Schlüsselpositionen in Industrie und Wirtschaft innehaben, komme dieses Netzwerk den Absolvent*innen des Studiengangs direkt zugute.

Professor Wolfram Ressel

Außerdem hob Ressel die außergewöhnliche Qualität des Studiengangs hervor. Trotz der relativ kleinen Größe von jährlich 50 bis 60 Studienanfänger*innen, sei es dem Studiengang immer gelungen, die richtigen, motivierten und leistungsbereiten jungen Leute zu finden. Seit ihrer Gründung vor 50 Jahren liege die Durchschnittsabiturnote der Studienanfänger universitätsweit an der Spitze und die Technische Kybernetik sei der Studiengang, der in Stuttgart den größten Anteil an überregionalen Studierenden vorweisen könne. „Diese Qualität erkennt man auch daran, dass die Technische Kybernetik der Studiengang ist, in dem die meisten Söhne und Töchter anderer Professoren und Professorinnen der Universität Stuttgart anzutreffen sind“, fügte Allgöwer mit einem Augenzwinkern hinzu.

Technische Kybernetik - Beispielhaft für den Stuttgarter Weg

Einen großen Anteil daran hat die breite Ausrichtung des Studiengangs. Er ist einerseits mathematisch und methodenbasiert, andererseits aber auch interdisziplinär mit Anwendungen in den Ingenieur- und Naturwissenschaften. Ein „gutes Beispiel für den Stuttgarter Weg“, sagte Ressel, der auch die Nähe des Studiengangs zur Vision der Universität „Intelligente Systeme für eine zukunftsfähige Gesellschaft“ und die Beziehung zum Cyber Valley hervorhob. Für die Studierenden stellt diese Breite manchmal auch eine Herausforderung dar, die sich allerdings nach dem Abschluss auszahlt. Durch das methodenorientierte und interdisziplinär angelegte Studium eröffnen sich viele Berufsfelder und Tätigkeitsbereiche. Die Berufschancen für Kybernetikerinnen und Kybernetiker sind exzellent und durch die Breite an möglichen Tätigkeitsfeldern weitgehend konjunkturunabhängig. „Diese Breite der Anwendungsfelder hat mir auch geholfen, die Angst zu überwinden, mich später in andere Themen einzuarbeiten. Sie hat mich aber auch gleichzeitig darauf vorbereitet, dass dieses Einarbeiten nicht immer einfach ist“, betonte auch Riegraf.

20 Jahre „Kyb-Alumni“

Parallel zum 50-jährigen Jubiläum des Studiengangs feierte auch der Alumniverein des Studiengangs „Kyb-Alumni“ sein 20-jähriges Bestehen. Ziel des Vereins ist es, den Informations- und Erfahrungsaustausch zwischen Studierenden, Wirtschaft und Wissenschaft rund um den Studiengang zu fördern, sowie die Ideen der Technischen Kybernetik in Wirtschaft, Forschung und Lehre zu pflegen und mit der interessierten Öffentlichkeit auszutauschen. Im Laufe des Abends wurde auch sehr deutlich, dass sich kein Alumni verstecken muss. „Wir haben uns mal den Spaß gemacht zu zählen, wie viele Absolventen aus unserem Jahrgang inzwischen eine Professur innehaben, und sind bei einer Quote von über zehn Prozent gelandet“, berichtete David Remy, Absolvent des Studiengangs und inzwischen selbst Professor an der Universität Stuttgart. Die Forschungsstärke des Studiengangs lässt sich auch an der Zahl der Promovierenden feststellen. Mehr als die Hälfte der Studierenden beginne inzwischen im Anschluss an ihren Master eine Promotion zum Dr.-Ing.

Für die Zukunft gerüstet

Auch für die Zukunft sind das Fach und der Studiengang gut gerüstet. Darüber waren sich in der Podiumsdiskussion „Ist Kybernetik heute noch aktuell?“ nicht nur Albrecht Irion, Abteilungsleiter “Engineering Parking Systems Platform & Function Development” der Robert Bosch GmbH, Siegfried Delzer, Gründer und Geschäftsführer der Delzer Kybernetik GmbH, und Meike Tilebein, Professorin am Institut für Diversity Studies in den Ingenieurwissenschaften an der Universität Stuttgart, einig. Dafür sprechen auch die nach wie vor starken Anmeldezahlen. Die Technische Kybernetik wird zum Vorlesungsbeginn am 17. Oktober 2022 mit voraussichtlich 50 neuen Studierenden in ihr 51. Jahr gehen, und bleibt auch damit auch in den nächsten Jahren „eine Perle der Universität“. „Eine Perle mit Patina und mit einer Goldeinfassung“, wie Ressel präzisierte.

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